Tesoro: Schatz in der Südstadt

Von Daniel · 25. April 2016

Pasta, Saltimbocca und Tiramisu – wir genießen das süße Leben und verwöhnen unsere Gaumen im Tesoro an der Marienstraße.

Wir sind spontan und gehen ins Tesoro. Mit etwas Glück bekommen wir einen guten Tisch, mitten im Geschehen, allerdings nicht an der großen Fensterfront. Das Restaurant ist elegant eingerichtet, die Bar leuchtet und taucht den ganzen Raum in lilafarbenes Licht. Der Chef kommt herbei. Erläutert die Wochenkarte, schaut dabei zu seinem Kollegen, der an der Bar Bier zapft. Italienische Worte fliegen durch die Luft, abbondanza!, dann der Hinweis an uns, dass es heute Pasta mit Trüffeln gibt. Für das Studium des restlichen Angebots bekommen wir zwei Speisekarten in die Hände gedrückt.

Im Tesoro ist alles in lilafarbenes Licht getaucht. Irgendwie gemütlich.

Im Tesoro ist alles in lilafarbenes Licht getaucht. Irgendwie gemütlich.

Am Tisch an der Wand sitzt ein junger Mann. Er hat ein Date mit seinem Smartphone, streichelt es liebevoll und wiegt es in der Hand, schaut dem Telefon tief ins Display. Da knistert es, da funkt es: WLAN und LTE, fünf Balken. Am 2er-Tisch am Fenster sitzt ein Pärchen und betrinkt sich schweigend mit San Pellegrino. Ordern wir auch gleich. Am 4er-Tisch sitzen zwei Paare, die stilvoll gekleidet sind. Sie sehen aus, als würden sie regelmäßig gemeinsam in den Urlaub fliegen. Jetzt sind sie hier und entscheiden sich für Carpaccio als Vorspeise. Rohes Rindfleisch, in dünne Scheibe geschnitten. Doch, oje, es mundet nicht, da herrscht leichtes Entsetzen!
«Hier bestelle ich kein Fleisch mehr», droht Elfi energisch und erläutert dem Kellner, dass sie Carpaccio schon öfter gegessen hat, anderswo, und da war es immer gut gewesen. Sie sei ausgewiesene Expertin auf diesem Gebiet, erklärt Elfi mit rotem Kopf – da kann der Kellner noch so energisch auf die Qualität der Speisen verweisen.
Elfi schüttelt ihre rote Birne, um ihrer Enttäuschung die nötige Dramatik zu verleihen. Doch schnell muss sie damit aufhören: «Mir ist ein bisschen schummrig vom Schütteln», murmelt Elfi benommen. Jetzt ist sie ganz weiß.
Ihre Begleiter nicken und ermutigen Elfi, den Kopf lieber still zu halten.

Frischer gehts nicht: Parmesan direkt aus dem Laib.

Frischer gehts nicht: Parmesan direkt aus dem Laib.

Später strafen Elfi und ihre Gang den Kellner mit gelangweiltem Desinteresse, als dieser ein Wägelchen an den Tisch fährt, und Parmesan aus einem großen Laib hobelt. Dann kommen Nudeln auf die Teller, der Kellner raspelt noch ein paar Scheiben Trüffel drüber. Eine Scheibe fliegt auf den Boden. Ich überlege kurz, sie aufzuheben und zu essen, immerhin ist das Trüffel, und Trüffel ist teuer! Aber ich bin nicht schnell genug, plötzlich kommt ein Trüffelschwein angerannt und schleckt den teuren Pilz vom Boden auf.
«Oskar, nicht!», rüffelt jemand. Das Schwein schaut schuldbewusst auf den Boden und tapst wieder zurück und verkriecht sich unter dem Tisch. Man hört es zufrieden grunzen.

Ein Gruß aus der Küche.

Ein Gruß aus der Küche: Rote Bete.

Saltimbocca alla Romana: «Schweinefilet mit Parmaschinken und Salbei».

Saltimbocca alla Romana: «Schweinefilet mit Parmaschinken und Salbei».

Wir müssen uns aber langsam mal entscheiden: frische Pasta oder dünne Pizza? Klar, könnte ich jetzt beides nehmen – wie wär’s aber mal mit etwas anderem? Dann entdecke ich Saltimbocca alla Romana auf der Karte (19 Euro). Das hatte ich das letzte Mal in Rom, vor einigen Jahren. Es war ein heißer Juliabend gewesen und wir hatten draußen gesessen und gegessen. Zwischen den Fassaden klebte die Hitze des Tages. Wir redeten über Gott und die Welt, über das süße Leben. Wir bezahlten und schütteten unsere Portemonnaies aus. Satt, aber pleite traten wir in die heiße Nacht.

Tiramisu im Tesoro

Geschmacksurteil

In Hannover ist noch kein Sommer. Und die Marienstraße ist nicht so schön wie die Via Veneto. Aber das Saltimbocca im Tesoro ist ausgezeichnet, das Fleisch ist zart und die Soße fruchtig. Dazu gibt es Kartoffeln, gegrillte Zucchini und Paprika und etwas Rosmarin.
Alexa hat sich für Tagliatelle Alba entschieden: hausgemachte «Bandnudeln mit Trüffelcreme und Pilzen der Saison».
«Lecker», sagt Alexa.
Elfi schüttelt schon wieder den Kopf: Wenn sie ein Blog hätte, würde sie viel präziser beschreiben, warum die Nudeln lecker sind und warum das Fleisch vorzüglich ist. Und ist die Soße wirklich fruchtig? Aber Elfi weiß nicht, was ein Blog ist und wo man eins kaufen kann. Sie seufzt.

tesoro-marienstrasse-hannover

Zum Abschluss verlangen unsere Gaumen nach einem Tiramisu mit zwei Löffeln. Leider eine kleine Enttäuschung: Das Tiramisu ist nicht so cremig wie im Mio Mio und der Geschmack vom Espresso fehlt. Außerdem ist da ein bisschen viel Kakaopulver oben drauf. Und mit 7 Euro ist das Tiramisu im Tesoro ganz schön teuer. Schon schade, aber keine Katastrophe.

Unsere Portemonnaies müssen wir heute nicht ausschütten – wir zahlen mit Karte. Und dann treten wir in die kühle Nacht, nehmen die Stolzestraße. Fantasieren uns in die schönen Stadtwohnungen mit ihren großen Fenstern, den Parkettböden und Stuckornamenten an der Decke. Wir seufzen.

Ristorante Tesoro
Marienstraße 113
30171 Hannover

Ein Stadtblog an der Leine