Köstlich: Syrisches Abendessen im Al-Dar

Von Daniel · 6. September 2017
Syrische Süßigkeiten im Al-Dar.

Schon oft hörten wir Freunde von den köstlichen Speisen des Al-Dar schwärmen. Doch erst jetzt haben wir dort einen Tisch für zwei reserviert, um die Speisen der syrischen Küche selbst zu probieren.

Im Innenhof zeigt der Kellner auf einen freien Tisch – unseren Tisch. Wir sitzen keinen Augenblick, schon zündet am Nebentisch eine Frau eine frische Zigarette an, zieht dran, inhaliert und pustet den Rauch in die Luft. Die Frau heißt Ursula. Ich werde sie hassen lernen an diesem wunderschönen Abend, an dem die Sonne uns mit ihrem Licht verwöhnt, das auf der Haut kitzelt. (Ich niese laut, weil ich diesen photischen Niesreflex habe. «Gesundheit!», ruft jemand von irgendwoher, ich sage «Danke» in alle Richtungen und winke wie die Queen.)

Mir war fast entfallen, dass im Freien kein Rauchverbot gilt, sondern nur optionale Rücksichtnahme. Ursula genießt ihre Fluppe in vollen Zügen und ignoriert, dass der Rauch in die Stupsnase eines Mädchens wabert, das zappelnd an einem anderen Nebentisch sitzt und die Welt mit ihren Buntstiften verschönert. Das Mädchen freut sich trotz der schlechten Luft – ich sollte mir ein Beispiel an ihr nehmen und mich auch einfach freuen. Kann ich aber nicht: Ich bin erwachsen. Die Welt ist schlecht. Ich weiß Bescheid.

Tabuleh (oben) und Muhammara (rot).

Also flüchte ich vor dem Rauch in die Speisekarte. Ihre schöne Gestaltung lenkt mich schnell ab, es gibt viel zu entdecken. Für die Lektüre der kleinen Texte bin ich aber zu hungrig – klar ist: In den Details steckt viel Liebe.

Zur Inspiration schaue ich mich um und entdecke bei den anderen Gästen große Vorspeisen-Platten. Lecker, lecker sehen die aus. Die sind für uns aber zu groß, wir entscheiden uns daher nur für zwei Vorspeisen: Tabuleh (orientalischer Salat aus Petersilie) und Muhammara (Walnussmousse mit Paprika und Tomate – sehr lecker). Als Hauptspeise wähle ich Schisch-Tawouk (Hähnchenbrustfilet auf Lavastein gegrillt). Alexa entscheidet sich für die Falafel mit Salat und Hummus (vegan). Geschwind sind Brot und Vorspeisen da, wir nutzen die Gelegenheit: Ursula legt gerade eine Pause vom Rauchen ein; sie hustet stattdessen.
«Guten Ap–»
«Iss, iss, iss!»

Falafel und Hummus und so.

Doch gerade als der Hummus auf meiner Zunge zergeht, zündet Ursula sich eine neue Zigarette an. Bitch. Sie könnte ihre «gemütliche Zigarette» ja auch in der Raucher-Lounge des Al-Dar rauchen. Muss sie aber nicht, schon klar. Sie kann draußen rauchen, wie viel sie will, wo sie will, wann sie will. Wäre ich Raucher, würde ich aber darauf achten, dass niemand in meiner Nähe isst, während ich rauche. Ich bin aber kein Rauchen – ich bin ja nicht dumm.

Ich behalte meinen gesamten Ärger aber für mich, denn auf Streit und Diskussionen habe ich keine Lust. Außerdem habe ich Angst vor Ursula – oh, sie schaut rüber! Oje, sie weiß, dass ich diese Zeilen denke. Mensch, das Wetter ist aber schön heute.

Diese Flaschen!

Geschmacksurteil

Das Schwärmen unserer Freunde fürs Al-Dar, es ist absolut gerechtfertigt: Uns schmeckte alles richtig gut. Mein gegrilltes Fleisch war zart und hatte tolle Aromen. Alexa redete noch Tage später von den fantastischen Falafel-Bällchen und dem cremigen Hummus. Zum Nachtisch entschlossen wir uns für die «syrischen Süßigkeiten». Abschließend war mir nach einem Minztee aus Marokko (mit frischen Minzblättern, die im heißen Wasser schwammen). Wie herrlich muss das alles erst schmecken, wenn kein Zigarettenqualm die Geschmacks- und Geruchssinne betäubt.

Es ist fast ein wenig schade, dass das Wetter so herrlich war und wir draußen saßen, denn im Al-Dar ist alles auch wunderschön: rote Vorhänge, verschwenderische Leuchten – orientalisches Feeling. Am Wochenende solltet ihr wohl lieber einen Tisch reservieren, das geht auch online. Wer die vielen Vorspeisen probieren will, sollte den Tag lang hungern und abends die große Vorspeisen-Platte wählen und sich durch die syrische Küche schlemmen. Es lohnt sich.

Al-Dar (Website)
Königstraße 3
30175 Hannover

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