Lieb.es: Salate in der Nordstadt speisen

Von Daniel · 1. Mai 2017

Wir verlassen die Südstadt und gehen fremd mit der Nordstadt. Auf dem E-Damm flanieren wir im Gegenwind und speisen im Lieb.es – dem neuen Ableger vom Love It Healthy.

Die Böen können sich nicht entscheiden, kommen mal von vorne, mal von hinten, schieben uns weg, schieben uns an. Mit großer Freude zerfetzt der Wind unsere Frisuren und weht Eiskugeln aus Eisbechern. Kinder weinen, Väter trösten. Wir sind trotz Gegenwind rasant unterwegs, denn wir haben einen starken Antrieb: Hunger. Mit letzter Kraft erreichen wir die Nordstadt, den E-Damm, das Lieb.es.

Draußen ist die Sonne gerade hinter den Häusern verschwunden, also gehen wir rein, da ist es warm und windstill. Die Bedienung begrüßt uns auf netteste Art und Weise. Wären doch alle Menschen so lieb und freundlich, zum Beispiel Taxifahrer, Polizisten und Politiker. Die Welt wäre eine bessere. Wir schauen nach dem besten Platz, doch auf dem sitzt schon Alina, der das Lieb.es und das Love It Healthy gehören. Sie kriegt hier alles umsonst, denke ich.

Das soll so.

Wir sitzen dann ganz hinten auf dem Sofa, dem zweitbesten Platz im Lieb.es. Die Einrichtung ist rustikal und gemütlich. Der Putz der Wand ist an einigen Stellen aufgerissen, aber das soll so. Schnell fühlen wir uns wie auf dem heimischen Sofa. Hier lässt es sich gut aushalten.

Am Nebentisch sitzen vier Mädchen, die alle Fashionbloggerinnen sind, Marketing studieren und Praktika beim Fernsehen machen. Sie bestellen Kaffee, Limo und Kuchen und fotografieren alles ausgiebig, für Instagram. Wir gucken verschämt weg, weil wir uns wiedererkennen, und blättern konzentriert durchs Menü, das von einem Klemmbrett zusammengehalten wird. Du siehst gut aus, schmeichelt uns die Karte. Oooh, stop it!

Gestern waren wir im Tandure viel essen, das merken wir noch heute. Es soll daher was Leichtes sein: zwei Salate. Alexa nimmt das Hummus-Spektatkel und ich den Griechen sei Dank. Ach, und den Griechen bitte mit Hühnchen, das kostet zwei Euro extra. Leider ist der hausgemachte Eistee aus, schade, schade, wir begnügen uns mit einer hausgemachten Limo-Mische.

Wie viele Likes habt ihr?!

Lieb.es: lecker, gesund, vegan

Schnell sind die Salate da, aber ohne Hähnchen, oje, die nette Bedienung flitzt zurück und bringt wenig später einen Teller mit Bonus-Salat und dem Hähnchen. Praktisch ist, dass Alexa Tiere nicht isst, sondern nur liebt, und ich ihr nie was abgeben muss – denn das ist immer ein bisschen schlimm, dieses Ich-probier-mal-deins-und-du-dann-meins. Bitte nicht. (Ausnahme: Pommes, die sind automatisch für den Partner / die Partnerin freigegeben; steht schon im GG.)

Die Mädchen am Nebentisch reden und plappern, sagen öfter mal «Scheiße» und Blablabla, beim Sender passiert dies und das, na ja, die Medienwelt ist schon ein müffelnder Höllenschlund. Wir lichten nun unser Essen ab, für Instagram. Die Mädchen gucken verschämt weg, erkennen sich wieder, denken aber: Der Mann sollte mal wieder zum Friseur gehen.
«Das war doch der Wind, ihr Gemeinen!», schreie ich, als ich versehentlich die Gedanken der Mädchen lese.

Griechischer Salat und das Hummus-Spektakel (rechts).

Geschmacksurteil

Der Salat im Lieb.es schmeckt uns sehr, weil er nicht so einfallslos ist wie in anderen Lokalitäten. Besonders angetan ist Alexa von den Hummussen … Hummen … Hummi – ihr Salat bot gleich drei verschiedene Varianten. Wahrlich ein Spektakel. Toll ist auch das Brot, das dem Salat beiliegt: Die Kruste ist schön knusprig. Hach, wir lieben es.

Dann gönnen wir uns doch noch Nachtisch, Kaffee und Kuchen. Die Bedienung warnt: Der Schokokuchen sei mächtig, viele teilen sich den zu zweit.
«Piffpaff», wir nehmen jeder einen eigenen!
«Der da teilt nicht gern», erläutert Alexa und deutet auf mich und ich nicke energisch.
Ich teile wirklich nicht gern, alles soll meins sein. Meins, meins, meins.
«Typisch Einzelkind!», rufen die Fashionbloggerinnen herüber.
«Aber ich bin gar kein Einzelkind.»
«…»
«…»

Der Kuchen ist dann wirklich mächtig – mächtig lecker, haha, ich schaffe meinen aber, Alexa nicht, sie nimmt die Kuchenreste mit nach Hause. (Jetzt liegt der Kuchen in der Küche.) Das Besondere am Kuchen: Er ist vegan und enthält keinen raffinierten Industriezucker. Im Lieb.es gibt es generell viele vegane Sachen, etwa die Schokowolke, den Kokos-Milchreis oder eben das Hummus-Spektakel. Teuer ist das alles nicht: Unser Essen mit Trinken, Kaffee und Kuchen hat gut 40 Euro gekostet. Die Salate kosteten so zwischen 7 und 8 Euro. Da kannste echt nicht meckern, ne?

Lieb.es (Website)
E-Damm 15
30167 Hannove
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