Ein Nachmittag mit Natas
Großes Glück für Hannovers Südstadt: In der Rehbergstraße in der Nähe vom Stephansplatz eröffnete das Lisboa Café. Hier lässt es sich bei Galão, Pastel de Nata und Vinho wunderbar aushalten.
Seit Anfang August befindet sich Lissabon mitten in der Südstadt – seitdem serviert das Lisboa Café heißen Galaõ und süße Pastel de Nata. Die Eröffnung im August 2019 war ein voller Erfolg, von der Resonanz war Besitzer Miguel völlig überrascht. Als wir am folgenden Tag am Café vorbeikommen, meinte er nur: «Alles leer!» Kein Wein mehr da – es sei ein «wunderschöner Abend» gewesen.
Die Einweihung ist also geglückt, seitdem läuft der Regelbetrieb. An einem schönen Freitag schauen wir nach Feierabend vorbei, setzen uns draußen hin und genießen heißen Kaffee (von der Kaffeemanufaktur). Vor dem Café gibt es einen gemütlichen Außenbereich, der durch Gebüsche abgeschirmt wird. Vier Frauen schieben dort etwas umständlich zwei Tische zusammen, damit sie gemeinsam Wein trinken und quatschen können. Ein Liebespaar trinkt Sagres Cerveja aus kleinen Flaschen. Junge Menschen in Anzügen und Kostümen plappern am breiten Stehtisch. Es herrscht eine gelöste Stimmung, fast wie im Urlaub, mitten in der Südstadt.
Neidische Blicke vom Nebentisch
Plötzlich dreht sich ein Mann mittleren Alters zu uns um und fragt interessiert nach: «Was ist denn das?» Er meint den «portugiesischen Flammkuchen», den wir gerade genüsslich verzehren (11,50 Euro). Er ähnelt einer Pizza, der Teig ist dick und fluffig. Wir haben uns für die Variante mit Mozzarella und Tomaten und Basilikum entschieden; die Sardellen haben wir gegen Oliven austauschen lassen. (Empfehlen können wir auch die Pizza mit «Gemüse der Saison» für 11 Euro.)
Der nun gut informierte Mann dreht sich wieder um und erklärt seiner gesprächigen Frau Mutter, was es zu essen gibt. Doch seine werte Mama hört nicht zu, weil sie das Geschehen kommentiert: «Das hätte ich so nicht gemacht», erklärt sie, als die Bedienung vorbeisaust. Es ist unklar, was genau sie meint. Ihr Sohn schweigt nun und schaut immer wieder verstohlen zu uns rüber. Eines Tages wird er es wagen und einfach so eine Flammkuchenpizza bestellen. Irgendwann.
Pastéis de Südstadt
Als Nachtisch verspeisen wir derweil je eine Pastel de Nata (1,60 Euro). Lecker, lecker und mit viel Zimt drüber! Als wir vor ein paar Monaten in der Algarve unterwegs waren, haben wir gelernt: Portugiesen liiieben Zimt. Miguel ist halb deutsch, halb portugiesisch. Seine Partnerin Lena kommt aus Weißrussland, sie arbeitet vormittags als Erzieherin. Jetzt trägt sie zwei Gläser Wein herbei, auf den uns Miguel eingeladen hat. Sehr guter Weißwein, großzügig eingeschenkt. Schwippschwapp, schlürf, schlürf. An so einem Abend lebt sich das Leben unbeschwert und der Stress fällt ganz einfach von uns ab. Wunderbar.
Im Inneren des Cafés haben Miguel und seine Freunde ganze Arbeit geleistet – es ist richtig gemütlich. Für portugiesisches Flair sorgen bunte Fliesen und weiß verputzte Wände, an denen Fotos hängen, die sofort Lust auf Urlaub machen. Miguel und seine Mitstreiter haben alles selbst gemacht, in nur 8 Wochen. Ein Freund gestaltete das Logo und den Schriftzug. Das I in Lisboa symbolisiert nun das Meer und das A einen Berg.
Ein kleines Stück Lissabon
Vorher stand das Café lange leer. Immer wieder kamen wir hier vorbei, schauten durch die großen Fensterscheiben und hofften, dass hier eines Tages wieder Koffein ausgeschenkt werden würde. Hofften, dass sich hier jemand einen Traum erfüllt. Genau das hat Miguel nun getan. «Ich wollte etwas von Lissabon mitnehmen», sagt er. Ein echtes Glück für die Südstadt.
Das Café Lisboa ist leider dauerhaft geschlossen.