Das Teestübchen in der Altstadt
Das Teestübchen am Ballhofplatz zieht ganz besonders bei strahlendem Sonnenschein teedurstige und kuchenhungrige Menschen in seinen Bann. Ein solcher Tag war auch dieser: Sonne, blauer Himmel, leerer Magen.
Meine Freundin Julia und ich beschließen, dass es dringend mal wieder Zeit für ein Feierabend-Treffen im Teestübchen ist. Es befindet sich im Herzen der Altstadt, ganz in der Nähe des liebevollen Café Glücksmoment. Dank des weitläufigen Ballhofplatzes kann das eigentlich winzige Café sich ins Vielfache mit Sitzmöglichkeiten ausbreiten. Heute können wir uns einen Platz aussuchen. Das liegt vielleicht daran, dass sich die Sonne in großen Teilen bereits hinter den umliegenden Häusern versteckt. Ballert sie nämlich voll auf den Hof, sollte man sich auf den Kampf um einen Platz vorbereiten.
Wie der Name verrät, ist Tee die Spezialität des Hauses. Doch noch ist es uns viel zu warm für ein Heißgetränk, die Schweißperlen von der 30-minütigen Radtour stehen mir auf der Stirn. Ich brauche eine Abkühlung – und zwar eine richtige. Meine Augen funkeln als ich die Sommerkarte entdecke, mein Impuls lässt mich den Hibiskusblüten-Eistee bestellen. Julia entscheidet sich für das Gegenstück «Teestübchens Eistee». Die beiden Getränke gleichen einander wie ein Ei(stee) dem anderem, zudem schmecken sie auch noch beide äußerst lecker. Nicht zu süß, das macht die Erfrischung perfekt.
Vom neunstündigen Arbeitstag ausgehungert untersuche ich den Speisen-Teil der Karte. Viel Auswahl gibt es im Teestübchen nicht, das finde ich aber auch okay. Schließlich ist es ein Café und kein chinesisches Restaurant, das von Indern geführt wird und Spaghetti-Pizza verkauft. Ich entscheide mich für die vegetarische Quiche für schlappe drei Euro nochwas, Julia nimmt das Tomate-Mozzarella-Baguette, das frisch aus dem Ofen serviert wird.
Unsere Tisch-Nachbarin entscheidet sich ebenfalls für die Quiche, ist leider jedoch von der Konsistenz nicht besonders angetan.
«Irgendwie ist der Teig ein bisschen wabbelig. Ist der vielleicht nicht durch?», erkundigt sie sich bei der Kellnerin.
«Also, eigentlich ist die schon richtig so, die sieht immer so aus», entgegnet diese und nimmt der Kundin die Hoffnung auf eine nagelneue Quiche. «Ich kann sie aber gern nochmal in den Ofen schieben lassen», bietet sie an und deutet auf das schon zur Hälfte verspeiste Essen.
Die Kundin verneint. Für meinen Geschmack war der Teig perfekt. Lieber saftig und zart als staubtrocken und hart. Auch von der Füllung war ich äußerst angetan.
Der Mann gegenüber von uns hat keinen Hunger. Er mag wohl auch keinen Tee. Er hängt allein in seinem Liegestuhl, in seiner Hand eine Fanta. Er hat kein Buch, keine Zeitung und sogar kein Smartphone. Er genießt einfach den Moment. Ab und zu plaudert er mit der hübschen Kellnerin, bleibt dabei jedoch sehr subtil. Die Ruhe im Teestübchen ist toll, um einfach mal abzuschalten und zu beobachten.
Ein Nachtisch geht immer – ganz besonders hier. Schon seit einer halben Stunde starre ich neidisch auf die umliegenden Tische, die massenweise Kuchen angeliefert bekommen. Ich will auch. Der Futterneid lässt jede Diät in Vergessenheit geraten. Wir fragen die Bedienung, welche Kuchen es noch gibt. Da es bereits 19 Uhr ist, erwarten wir eine Antwort wie: «Leider nur noch den Zitronenkuchen.»
Ab «Carrot Cake» höre ich eigentlich nicht mehr zu.
Allerdings legt sie los: «Kirsche-Schmand, Carrot Cake, New York Cheesecake, Heidelbeere-Joghurt …» Ab «Carrot Cake» höre ich nicht mehr richtig zu, doch mir fällt auf, dass sie mehr Kuchen aufzählt, als die Karte umfasst. Nachfragen lohnt sich, stelle ich fest. Julia bestellt Heidelbeere-Joghurt, ich natürlich den Carrot Cake. Beide Kuchen sind äußerst empfehlenswert! Endlich bestelle ich auch einen Tee. «Black & Berry» heißt meine Auswahl, ein Schwarzer Tee mit Brombeer-, Himbeer- und Johannisbeergeschmack. Nun lehne auch ich mich zurück und genieße einfach nur den Moment.
Teestübchen Hannover
Ballhofplatz 2
30159 Hannover