Pizza lieber ungewöhnlich
Birne auf Pizza, das klingt nach einer ungewöhnlichen Idee, vielleicht nach einer schlechten. Sowieso setzt Pizza Toni auf Ungewöhnliches: Statt Tomatensoße ist der Teig mit Crème fraîche bestrichen, zwischen getrockneten Tomaten liegen Walnüsse. Schmeckt das?
Einen wie mich, der mit einer einfachen Margherita schon zufrieden ist, kostet die ungewöhnliche Auswahl ein wenig Überwindung. Ich stehe vor dem Tresen, vor mir liegen halbierte und geviertelte Pizzen. Bezahlt wird bei Toni nach Gewicht, «wie in Italien». Man kann auch ein kleines Stück mitnehmen, auf die Hand, ein Slice, wie es sie in New York an jeder Straßenecke gibt.
Ich nehme schließlich eine halbe Birnen-Pizza und eine halbe mit Spargel und Schinken, weil ich nicht langweilig sein will. (Später fällt mir ein, dass ich gar keinen Spargel mag, jedenfalls nicht so gern.) Der Pizzabäcker schneidet die Pizza durch und schiebt die Stücke in den Ofen; leider kein Steinofen, sondern einer aus Metall. Wenige Minuten später ist alles fertig und ich bezahle für die beiden Pizzastücke und zwei Softdrinks knapp 18 Euro.
Wir sitzen draußen, obwohl der Himmel zwischendurch so aussieht, als würde die Apokalypse beginnen. Es ist Samstag, viel los, viele Leute, die Hunger haben und sich mit letzter Kraft durch die Altstadt schieben. Der junge Mann neben uns hatte wohl keine Lust auf Ungewöhnliches, er zerschneidet eine Margherita mit strengen Schnitten. Er hat Hunger und seine Begleitung schaut ihm beim Essen zu, sie hat ein großes Loch in der Jeans.
Dann trägt eine nette Italienerin ein Tiramisu (zirka vier Euro) herbei, das ich auch noch bestellt hatte. «Prego!», sagt sie. Mir will plötzlich nicht einfallen, was Danke auf Italienisch heißt – ich bin wie ein Tourist mit Sprachstörungen. Wir bekommen noch zwei Capuccinos, die manche tatsächlich Cappuccini nennen, das geht dann aber zu weit. Ich murmle «Danke», sie sagt noch einmal «Prego» – und dann weiß ich es wieder: «Grazie! Grazie Mille!»
Als Kind bin ich in Italien über den Campingplatz gepest, habe versucht, mit Italienern zu reden; ich war ein bisschen stolz, dass ich wusste, was aqua ist und was bambino bedeutet. Gelernt habe ich das mit einer roten Kassette von IKEA, ein Sprachkurs für Kinder. Und dann hat das Schulfranzösisch die letzten Reste Italienisch überschrieben.
Jedenfalls schmeckt Tonis ungewöhnliche Pizza richtig gut. Der dünne Teig ist knusprig, aber nicht zu trocken. Die übliche Tomatensoße vermisse ich nicht. Gelungen ist auch der Cappuccino mit seiner weichen Crema – man merkt, dass der Kaffee nicht aus einem Nespresso-Ding kommt. Das abschließende Tiramisu war auch sehr lecker – aber das ist Tiramisu doch immer.
Inzwischen hat das Toni geschlossen, dort ist nun das Oji Long zu finden. Der Asiate bietet Sushi-Gerichte, Bowls, Chicken – und selbst gemachtes Tiramisu.