Pizzeria Napoli: Maradona schaut auf uns herab

Von Daniel · 11. Februar 2019

In der Deisterstraße gibt es die kultige Pizzeria Napoli. Sie ist klein und immer voll, denn die Leute lieben diesen charmanten Ort, an dem Limoncello in Strömen fließt und herrlicher Pizzaduft durch die Luft wabert.

Der selbstgemachte Limoncello ist leider leer. Die Leute lieben den. Die Zitronen kommen aus Italien, nur die besten, und das schmeckt man wohl. Ob das wirklich stimmt, müssen wir ein anderes Mal prüfen, wir müssen Geduld haben, müssen wiederkommen. Ich sehe uns im Sommer in der Sonne sitzen und Limoncello schlürfen; unsere Haut ist warm, das Leben schön. Ein Augenblick, der ewig dauern müsste: nur sitzen und genießen und trinken. Das Licht. Die Wärme. Das Lächeln!

Die Realität ist jedoch noch weiß und grau. Der Himmel ist eine einfarbige Fläche und die Luft ist kalt. Der Wind weht ein paar Flocken umher. Ist das Asche? Wütend speit der Vulkan die glühende Lava in die Höhe, wütend ergießt sich der Strom über die Stadt und alles verbrennt; ein neues Pompeji.

Die Ruhe vor dem Sturm: Noch sind alle Tische zu haben.

Sechs Sterne für Napoli

Wo sind wir überhaupt? In der Pizzeria Napoli in Linden-Süd, in der Deisterstraße. Ein kultiger Ort, stadtbekannt, 4,7 Sterne bei Google. «Würde sechs Sterne geben», schreibt ein Rezensent, «rundum perfektes Lokal», ergänzt ein anderer. Die Kellnerin kommt zu uns, notiert unsere Wünsche und lacht. Dann steht sie draußen, Zigarette im Mundwinkel. Kurze Pause vor dem Ansturm.

Es ist kurz nach vier am Nachmittag. Das Lokal hat soeben geöffnet. Nur deshalb kriegten wir einen Tisch, reserviert haben wir nicht. Es ist Sonntag, bald ist hier alles voll. Überall Menschen, gut gelaunt und hungrig. Auch wir haben Hunger, wollen Pizza essen. (Im Tagesangebot auch: Saltimbocca. Bestimmt köstlich.)

Ein italienischer Gruß aus der Küche.

Charmant und gemütlich

Wir bekommen erst einmal eine Vorspeise, einen Gruß aus der Küche: Brot mit Aioli, mit Pesto, mit Tomaten. Die italienischen Nationalfarben sind das, merke ich in Zeitlupe. Dazu trinken wir Moretti und aufgeregtes Wasser. An den Wänden hängt Diego Maradona, er schaut mich an. Ich weiß nie, was ich Fremden erzählen soll. An der Decke hängt noch ein Fischernetz, hängen viele andere Dinge, die der Betrachter ausgiebig studieren kann. Dieser Ort ist echt gemütlich. Kein Hipster-Chic, kein seelenlos hingeworfenes Interior Design. Charmant ist das, wirklich charmant.

Paolo Marra wirbelt herum, er ist der Chef der Pizzeria. Gelernt hat er einst im Georgenhof. Jetzt koche er hier nach Lust und Laune, erzählte er der Zeitung. Und die Menschen, die hier arbeiten, das sind nette Menschen. Es geht lustig zu. Ständig bimmelt das Telefon, Reservierungen trudeln ein.
«Ich kann euch nur noch dazusetzen, ist dann halt kein Einzeltisch.»
Den haben wir: einen Tisch nur für uns, Tisch #2, weil wir um kurz nach vier Mittag essen, Pizza M. (mit zusätzlicher Salami) und Pizza Funghi (ohne zusätzliche Salami). Auf den Tischen stehen geknickte Postkarten, auf denen Reservierungen vermerkt sind; auf unserem Tisch stehen zwei Karten. Ein bisschen schade ist das schon, dass wir den großen Trubel und das Geplapper am Abend nicht erleben werden.

Diego Maradona schaut den Gästen aufs Essen.

An diesem Nachmittag ist außer uns dann noch ein Ehepaar anwesend: Frau und Herr Spielmann-Köster-Fallersleben, lehrende Akademiker, die über Determinismus plaudern (und lachen). In diesem Augenblick kommt eine Gruppe junger Hedonisten rein, die keinesfalls irgendeine Revolution auslösen wird. Machen wir ja auch nicht, mal eben die Welt in Brand setzen und das System zerstören. Auf den Barrikaden ist noch viel Platz. Die Lava-Werfer warten vergebens.

Geschmacksprobe

Die Pizzen werden auf runden Holzbrettern serviert, was schlicht genial ist, denn so quietscht es beim Schneiden nicht! Das schlimmste Geräusch der Welt: wenn Messer mit aller Kraft in Teller schneiden. Die Misophonie lässt mich leiden.

Es schmeckt wahrlich ausgezeichnet. (Diese knappe Geschmackskritik ist keine sechs Sterne wert, klar.) Und wie nett hier alle sind, ich muss das abermals erwähnen. Wir kommen wieder, Limoncello schlürfen, Pizza essen, Saltimbocca schlemmen. Abends dann, wenn wir bei anderen Leuten am Tisch sitzen und die Revolution planen.

Pizzeria Napoli (Google Maps)
Deisterstraße 40
30449 Hannover

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