Das Spandau in der Nordstadt: Vegetarier auf Futtersuche
Es ist Freitagnachmittag, die erste Arbeitswoche im neuen Jahr ist erfolgreich abgeschlossen. Feierabend, Wochenende. Wie immer ist auch der Hunger groß, den Julia, Raissa und ich im Spandau stillen möchten.
Wir treffen uns um 17 Uhr am E-Damm in der Nordstadt und betreten ein fast menschenleeres Lokal. Ein Kellner wartet auf seinen Schichtbeginn, liest am Tresen eine Zeitung und zapft ein Getränk für sich selbst. An einem Tisch sitzen drei bäuchige Herren vor leeren Weizengläsern, in die sie laut hineinlachen. Das lila leuchtende Lokal bietet uns freie Plätze in Hülle und Fülle – und doch können wir uns nicht entscheiden. Kritisch beäugen wir jeden Tisch, bis wir uns ans Ende durchgeäugt haben und eine Sofalandschaft erreichen.
Sperrgebiet im Obergeschoss
«Dürfen wir auch oben sitzen?» fragt Julia die blonde Bedienung.
«Ja klar!», entgegnet sie und schwingt ihre Hand einladend in Richtung Treppe.
Im Entenmarsch watscheln wir zu den Stufen. Entenmama Julia bremst abrupt, Raissa und ich krachen in sie hinein. Nachdem wir Centmünzen und Lippenstifte vom Boden aufgesammelt und unsere Frisuren und Schnürsenkel gerichtet haben, entdecken wir das Schild: Raucher. Wir machen kehrt und lassen uns an einem Tisch mitten im Spandau nieder. Wir studieren die Karte, kurz darauf tänzelt die Bedienung herbei.
Erst die Getränke, dann das Vergnügen
«Naaa, wisst ihr schon, was ihr trinken möchtet?»
Sie notiert zwei Rhabarberschorlen und einen Ingwer-Minze-Orange-Tee.
«Wir wissen auch schon, was wir essen wollen!», strahle ich die Kellnerin stolz an.
Sie hört unsere Mägen knurren und fühlt sich in der Bredouille.
«Nun ja … Wie soll ich es erklären, öhm, unsere Küche öffnet erst um 18 Uhr.»
Drei enttäuschte Gesichter starren sie an, sie holt den Wischmop, um die geflossenen Tränen aufzuwischen. Zur Überbrückung der Wartezeit bestellen wir Nachos mit hausgemachter Guacamole (4€).
Nachdem unsere Blutzuckerspiegel wieder auf ein gesellschaftstauglichen Level gestiegen sind, tauschen wir lebenswichtige Neuigkeiten aus: Zu Weihnachten gab es wie immer viiiel zu viel zu essen, Silvesterböllerei ist asozial und gefährlich, 2016 wird alles anders.
Glückliche Vegetarier
Nordstadt-Hipster, Studenten und Eltern strömen nach und nach ins Spandau. Um 18 Uhr sind alle Tische belegt und der Thekenmann tritt seine Schicht an. Unsere Bedienung kommt herbeigeeilt und nimmt unsere Bestellung auf. Raissa wählt einen Veggie-Burger ohne Pommes (7,50€ – Pommes kosten 2€ extra), Julia den Veggie-Flammkuchen (6,60€) und einen kleinen Salat (4,50€), für mich gibt es den Nordstadtsalat (8,50€). Der ist ebenfalls vegetarisch und gefüllt mit selbstgemachten Antipasti, Feta und Kürbiskernen. Das Spandau ist sehr vegetarierfreundlich, was man an den grünen Herzen neben den fleischlosen Speisen in der Karte sehen kann. Auch die Suppen sind auf vegetarischer Basis und können optional mit einer Fleischeinlage bestellt werden. Es dauert nicht lang, da steht unser glückliches Essen auf den Tischen.
Geschmacksurteil
Ebenso glücklich schieben wir die Speisen in unsere mittlerweile wieder leeren Mägen. Julia und Raissa sehen zufrieden aus.
«Schmeckt!», antworten sie unisono auf meine Nachfrage. Julia verteilt Flammkuchenprobierstückchen, deren Rand schön knusprig und das Innenleben schön saftig sind.
Mein Salat sieht auf den ersten Blick einfach phänomenal aus. Marinierte Zucchini wälzen sich im zerbröselten Feta, serviert auf einem riesigen Pastateller. Später stelle ich leider fest, dass der Anteil des Blattsalats für meinen Geschmack ein wenig zu hoch und der des Dressings ein wenig zu niedrig ist. Ich lasse ein paar trockene Blätter auf dem Teller zurück und verlasse das Spandau dennoch glücklich und satt. Die Antipasti schmeckten nämlich genauso phänomenal wie sie aussahen.
Spandau Projekt
Engelbosteler Damm 30
30167 Hannovert