Coffee Walk: Kaffee im Feinkiosk
Sonntag, Stadtbummel – unterwegs in der Altstadt, auf der Suche nach köstlichem Kaffee. Fündig werden wir in «Gottfrieds Feinkiosk».
Markthalle, Landtag. Wir steigen aus. Die Marktkirche erstrahlt im zaghaften Sonnenlicht, ein bisschen Schnee liegt herum. Noch ahnen wir nicht, dass eine Woche später sehr viel mehr Schnee die Stadt abdecken wird. Vor dem neuen Black Apron (Website) hat sich eine lange Schlange gebildet. Skeptische Blicke mustern uns, als wir an den Wartenden vorbeischleichen. Sie wittern dreiste Vordrängler, aber wir wollen doch nur gucken und schauen neugierig durchs Schaufenster. Schick sieht das Apron aus – schade, dass wir nicht Platz nehmen dürfen. Immerhin ist jetzt unsere Lust auf Kaffee geweckt, allerdings haben wir keine Lust, uns anzustellen. Uns fällt der Feinkiosk um die Ecke ein, dort gibt es die MYNK-Cafébar. Probieren wir es also einfach da!
Verklebte Geschmacksknospen
Kaffee ist köstlich. Ein Lebenselixier. Ohne kommen wir gar nicht mehr in den Tag und durch den Tag. Kaffee ist aber auch Genuss und nicht nur schneller Treibstoff, den wir uns täglich in die Birne kippen. Klar, am Morgen muss es nicht der allerbeste Kaffee der Welt sein; die Geschmacksknospen sind eh noch verklebt und verschlafen. Aber an einem Sonntagnachmittag, wenn draußen ein mieser Sturm tobt und satter Regen das Land benässt – dann darf es gern ungewöhnlich guter Kaffee sein. Den müssen wir uns derzeit selbst kredenzen. (Oder im Pappbecher durch die Gegend tragen.)
Unser Anspruch ist in der vergangenen Jahren gewachsen. Besonders seit einem Kaffee-Seminar machen wir uns vermehrt Gedanken über gute Bohnen. Vorher waren wir nicht die größten Gourmets, haben aber immerhin schon per Hand aufgegossen. Wir wissen: In der Bohne liegt die Kraft und die Röstung macht den Geschmack. Die Industrie hat keine Zeit für zeitraubende Röstprozesse – das können sich nur die kleinen Röstereien erlauben, die mehr Wert auf Geschmack legen. Klar, das Ergebnis ist teurer als der Kaffee im Supermarkt. Dafür bekommt man in der Regel aber ein hervorragendes Produkt. Und so weiter, und so fort – mehr zum Thema hat unser Gastautor und Kaffee-Experte Finn in einem ausführlichen Beitrag notiert.
Unser Lieblingskaffee
Vor Gottfrieds Feinkiosk in der Altstadt ist die Schlange nicht ganz so lang, nur vier Leute vor uns, gruppiert in zwei Paare. Also reihen wir uns ein und die Sonne wärmt unser Gesicht. Eine Woche später werden Schneeflocken auf unserer Haut prickeln. Zwei Frauen unterhalten sich über Ausflüge, geraten ins Schwärmen und schwärmen von Celle. Wunderschön sei es dort. Da wollen sie unbedingt wieder hin, wenn das alles vorbei ist, wenn Corona zu einer seltsamen Erinnerung verblasst ist. Irgendwann.
Unser derzeitiger Lieblingskaffee ist der von Wood Grouse. Hinter der kleinen Kaffeerösterei steht Arno Auer, der in der Deisterstraße das charmante V17 betreibt. Dort könnt ihr seinen Kaffe (normalerweise) vor Ort trinken oder aber die Bohnen für zu Hause kaufen. Wood Grouse gibt es außerdem im Fairbase (Nordstadt), im Konglomerat 57 (Linden-Süd) – und eben hier, im Feinkiosk. Es mag weitere Verkaufsorte geben; gebt uns gern einen Tipp!
Warum wir Wood Grouse so gern mögen? Weil die Kaffeebohnen schon ganz besonders riechen und wirklich außergewöhnlich schmecken. Eher weicher und fruchtiger und süßer, keineswegs verbrannt oder aschig wie so manches Industrieprodukt. Auch unwahrscheinlich lecker finden wir den La Cabra aus Aarhus (Dänemark), den 19grams aus Berlin und den Röstkaffee von Ja! – ne, Spaß: Den Kaffee von Elbgold aus Hamburg finden wir noch köstlich. Seit wir in der List wohnen, sind wir außerdem große Fans vom Panama-Kaffee.
Ein Hauch Haselnuss
Auf den Packungen sind oftmals die jeweiligen Geschmacksnoten notiert; aber wir geben gern zu, dass wir nicht immer alle Nuance herausschmecken. Am besten schmeckt uns der Kaffee, wenn wir ihn per Hand aufbrühen, also in hypnotischen Kreiselbewegungen das heiße Wasser auf die frischgemahlenen Bohnen gießen. Das macht–
«Hallo!» Wir sind dran, dürfen maskiert den kleinen Feinkiosk betreten. Betreiber Hüseyin grinst ein breites Grinsen und erkundigt sich nach unseren Wünschen: zwei Flat White zum Mitnehmen, bitte. Außerdem schnappen wir uns eine Packung Wood-Grouse-Bohnen, die Weihnachtsedition, obwohl der Tannenbaum längst zerhäckselt wurde. Auf Wunsch werden die Bohnen direkt gemahlen, wir nehmen sie aber mit wie sie sind. Treten hinaus und tragen den Kaffee zum Maschsee.
Gottfrieds Feinkiosk (Instagram)
MYNK Cafébar (Instagram)
Holzmarkt 6, im Leibnizhaus
30159 Hannover