Ein sonniges Plätzchen im Fräulein Schlicht

Von Daniel · 17. Mai 2018

Im Fräulein Schlicht in Linden gibt es Kaffee und Kuchen – und Hannovers schönsten Hinterhof. Dort sitzen wir und schlürfen Flat White und Latte Macchiato mit Hafermilch.

Der Fahrtwind zerzaust unsere Haare, das Sonnenlicht kitzelt in der Nase: Wir sind unterwegs auf unseren Fahrrädern, brausen an der Ihme entlang, in Richtung Linden. Im Gras hocken ein paar Jungs und kiffen und kichern. Auf dem Asphalt rollen Skater entlang, schlingern von links nach rechts, verjagen träge Tauben. Struppige Hunde tollen herum, jagen bellend Bälle und Libellen. Uns alle hat das herrliche Wetter nach draußen gelockt – wir wollen die Wärme auf der Haut spüren. Und wir wollen ein gutes Stück Kuchen essen! Also weiter nach Linden-Mitte.

Das Fräulein Schlicht in Linden-Mitte.

Ich niese zwölfmal, meine Nase läuft, meine Augen jucken. Durch die Luft wehen auch Pollen, viele, viele Pollen. Wir rollen vorbei am Ihme-Zentrum, das im Sonnenlicht fast ein wenig hübsch aussieht. Aber doch nur fast.
«Ich hasse Leute, die alles von ihrer scheiß Steuer absetzen», grummelt ein hippes Mädchen, das wir überholen.

Charmanter Hinterhof

Für uns geht es hoch zur Leinertbrücke, rüber auf die andere Seite der Ihme, vorbei am Küchengarten, vorbei am Lichtenbergplatz, vorbei an der Feuerwehr Linden. Und dann sind wir da: im Fräulein Schlicht. Im charmanten Hinterhof ist noch ein kleiner Tisch frei – ein sonniges Plätzchen für uns. Das Zentralgestirn über unseren Köpfen gibt sein Bestes, schießt sein Licht in unsere Gesichter: herrlich und sehr wunderbar.

Hurra, hurra, der Frühling ist da!

Am Nebentisch debattiert ein wildes Mädchen mit seinem Opa, der aber nicht versteht, was seine Enkelin da redet. Sie will die Welt in Brand setzen, alles umstürzen, eine Revolution anzetteln. Er will eigentlich nur ein Nickerchen machen.

Ein kleines Kind mit schoko-verschmiertem Mund versucht sich an der Treppe, die ins Café führt; butterweiche Knie. Drinnen ist es so charmant und schön wie im Hinterhof, da stehen eine alte Schreibmaschine, ein alter Ofen, ein paar alte Möbel. Das Café ist ein gemütlicher Ort, der auch an einem verregneten Novembernachmittag zum Verweilen einlädt. Doch die Kälte und Nässe und Dunkelheit sind heute ganz weit weg.

Flat White: lecker!

Karottenkuchen und Flat White

Schon steht Johanna an unserem Tisch und fragt, was wir möchten. Alexa bestellt einen veganen Apfelkuchen (ohne Sahne), ich entscheide mich für einen Karottenkuchen (mit Sahne). Dazu: einen Iced Latte Macchiato mit Hafermilch für Alexa und einen Flat White für mich. (Flat Whites lernte ich jüngst in Hamburg kennen, es handelt sich dabei um eine Zubereitungsvariante des Cappuccinos. Voll im Trend, you know?)

Im Fräulein S. gibt es Kaffee von Omkafe, ein italienischer Familienbetrieb, der seit 1947 Kaffeebohnen röstet. Viele Kaffeeliebhaber kämen extra deshalb her, erklärt Johanna. Scheint ihnen sehr wichtig zu sein, der Kaffee. (Omkafe gibt es übrigens auch auf dem Lindener Markt.)

Der Traum vom eigenen Cafe

Die Zeit vergeht, mein zweiter Flat White ist ausgetrunken. Es ist kurz nach 18 Uhr, das Café schließt. Ich zupfe ein paar Scheine aus meinem Portemonnaie und lege noch ein paar Münzen hinzu, hitzig nachrechnend, ob die Kohle ungefähr reicht. Wir plaudern dann noch ein bisschen mit Johanna, der das Fräulein Schlicht seit einem Jahr gehört. Seit sie 17 ist, träumt sie davon, ein eigenes Café zu betreiben. Als sie hörte, dass die ehemalige Kaffeepause zu haben ist, schlug sie zu und erfüllte sich ihren Traum.

«Eigentlich könnte ich hier nur Käsekuchen anbieten und alle wären zufrieden», scherzt Johanna. «Der New York Cheesecake ist immer als erster weg.»
Es stimmt ja auch: Käsekuchen ist der allerbeste Kuchen. (Auf Platz #2: Karottenkuchen, Platz #3: Apfelkuchen.) Aber es gibt auch andere Leckereien im Fr. Schlicht – unsere beiden Kuchen waren auch deliziös. Alexa weinte fast, als sie ihr Stück aufgegessen hatte, weil es so schnell weg war, dieser leckere Kuchen.
«Bestell doch noch ein Stück», sagte ich.
«Nein, ach, neiiin», sang sie leicht leidend.
«Dann halt nicht», sagte ich und schaufelte mir einen Haufen Sahne in die Gusche.

Wer einen Tisch im Fräulein Schlicht reservieren möchte, muss mindestens zu dritt sein.

Wir verabschieden uns von Johanna und versprechen ihr, dass wir wiederkommen werden. Schließlich müssen wir die hausgebackenen Brötchen probieren, die es zum Frühstück gibt. Reservierungen nimmt Johanna ab drei Personen entgegen.

Wir radeln rüber zur Limmerstraße, überqueren die Fährmannsbrücke und fahren an der Ihme entlang bis zum Maschsee. Das Sonnenlicht funkelt auf dem Wasser.

Fräulein Schlicht (Website, Facebook)
Davenstedter Straße 27
Linden-Mitte

Öffnungszeiten vom Fräulein Schlicht

Mittwoch bis Sonntag: 10 bis 17 Uhr
Frühstück bis 13 Uhr

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