List-Liebe: Schönes im Mooimoin

Von Daniel · 8. Juni 2020

Wir flanieren die Lister Meile entlang, entdecken das «Mooimoin» und essen Burger im «Duke». Ein Streifzug durchs Stadtviertel.

Die Lister Meile ist voll. Leute laufen umher, Kinder toben und kreischen, Hunde schnuppern und pullern. Unser erstes Ziel ist die Sparkasse, Geld holen, das dauert, weil der Automat keine Eile hat, es ist schließlich fast Wochenende. Manche tragen Masken wie Bankräuber, viele nicht. Vor der Post-Filiale stehen sie mit ihren Zalando-Paketen. Nach etwas Bedenkzeit spuckt der Automat schließlich zwei 50er aus, die ich im Portemonnaie verstaue. Seltsam, dass im Alltag noch immer Bargeld nötig ist, denke ich. Für andere ist Bargeld eine Art Freiheit. Für mich ist es ein latent nerviger Zustand, beim Bäcker plötzlich Kopfrechnen zu müssen, weil ich vergessen habe, Nachschub aus dem Automaten zu ziehen, und deshalb mit einem letzten 5-Euro-Schein Brot und Kuchen bezahlen muss – und das wird knapp, je nach Bäcker. Vergiss deinen Kuchen! Manche Bäcker sind immerhin in der Gegenwart angekommen und bieten Kartenzahlung an, Corona sei Dank.

Mooimoin!

Es ist der nächste Tag, ein Samstag, die Lister Meile ist noch voller. Die Sicherheitsleute von der Üstra verscheuchen gerade einen Obdachlosen, der am Lister Platz sein Zuhause aufgebaut hat. Die maskierten Männer tragen sein Hab und Gut ein paar Meter weiter, stellen es unter einem Baum ab. Tüten, Decken, Flaschen, viel Gedöns. Ein ganzer Haushalt, ein ganzes Leben. Update: Der Obdachlose war in der List als Jim bekannt. Am 24. Januar 2021 ist er verstorben (HAZ-Bericht).

Im Mooimoin gibt’s es schöne Dinge, alte Dinge und Zitronen.

Wir müssen einkaufen und wollen flanieren. Endlich fällt uns ein, dass wir ja auch mal ins Mooimoin (Website) gehen könnten – der kleine Vintage-Shop in der Rambergstraße hat lediglich donnerstags und samstags geöffnet, also jetzt. Dort stöbern wir, finden ein paar schöne Dinge, und unterhalten uns mit der lieben Inhaberin. «Ihr könnt auch mit PayPal bezahlen», sagt sie und legt einen Zettel mit der nötigen Mail-Adresse hin. «Könnt ihr gern auch Zuhause machen.» Bequem bezahlen auf Vertrauensbasis – wirklich toll! Genau solche Läden braucht Hannover, mehr davon, viele davon.

Burger – aber warum?

Restaurants hingegen, die sich auf Burger spezialisieren, braucht die Stadt nicht mehr. Und dennoch: Mittagessen im Duke (Website) am Weißekreuzplatz. Spontane Sache. Es regnet, also gehen wir rein. Vorher ziehen wir unsere Masken übers Gesicht. Die Gäste, die unmaskiert an den Tischen sitzen, starren und gaffen und glotzen. Seltsam, denke ich, die Masken sind doch allgegenwärtig und keinen Blick mehr wert. Das ist doch kein Überfall!

Sieht gut aus, ist aber ein bisschen trocken: der Falafel-Burger im Duke.

Wir setzen uns, müssen kein Formular ausfüllen; es wird keinen Beweis dafür geben, dass wir hier waren. Wir essen also Burger. Einer mit Falafel-Patty und einer mit Süßkartoffelscheibe und Avocado. Dazu Pommes, die dünn und überknusprig sind, und salzig. Die Burger sind ein bisschen zu trocken, aber als ein Mann später abräumt und kurz fragt, ob alles okay war, sage ich: «Ja, ja.» Wenn ich ein fleißiger Amazon-Rezensent wäre, hätte ich vielleicht einen nörgeligen Monolog begonnen: «Junger Mann, der Burger war etwas trocken und die Pommes waren etwas hart, zudem mag ich es persönlich nicht, wenn in einem Lokal Fußball läuft. Dann doch lieber Simpsons!» Will doch keiner hören. Wahrscheinlich ist es einfach ein Fehler, in einem Burger-Pub die fleischlose Variante zu essen. «Ich bin mit Burgern irgendwie durch», gesteht Alexa, als wir nach dem Essen ziellos durch die Straßen streunen.

Coffee and Cake

«Jetzt einen Kaffee im List:ich! Oder im Lokalkaffee! Oder im East Coffee!», rufe ich. «Wolltest du nicht einen Kuchen backen?», fragt Alexa stirnrunzelnd. Ach ja, das hatte ich vor und mache das dann auch: Ich backe einen Erdbeerkuchen. Am späten Nachmittag sitzen wir auf dem Balkon, essen Kuchen und trinken Kaffee und die Birke im Garten raschelt. Der Kaffee ist übrigens köstlich, er stammt von Panama Kaffee, Werbung wegen Erwähnung. Unsere Kaffeemaschine ist ein Moccamaster und die Hose, die ich trage, ist von Saft & Soda und unsere Wandfarbe ist von– «Schon gut, reicht», knurrt das Eichhörnchen und beißt in den Erdbeerkuchen. «Oh, selbst gebacken?», fragt es. – Ich nicke stolz. – «Schmeckt man.»

List-Liebe ist unser neues Format für Streifzüge durch die List und die sich anschließende Oststadt. Wir sind offen für Ideen: Schickt uns eure Tipps!

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